Viele Jahre wurde der Baubeginn der Fürstenfelder Schnellstraße S7 aus unterschiedlichsten Gründen verschoben. Seit 2018 wird nun gebaut. Im Jänner 2019 wurde mit den Arbeiten für den Tunnel Rudersdorf begonnen.
Dieser Tunnel – er ist auch das Herzstück der S7 – hat eine Länge von ca 2.900 Meter und wird in getrennten Röhren jeweils zweispurig geführt. Dazu kommt noch die Unterflurtrasse Königsdorf, welche ca. 700 Meter lang ist und einspurig mit Gegenverkehr gebaut wird.
Feuerwehr-Vorbereitungen laufen seit 2016
Bereits seit 2016 wird im Bezirk Jennersdorf auf Grund der beiden unterirdischen Verkehrsanlagen (UVA) – umgangssprachlich auch Tunnel genannt – ein Einsatzkonzept für die örtlich zuständigen Feuerwehren entwickelt. Bei Tunnelanlagen ist es üblich, dass Tunnelbasiseinheiten (BE) gebildet werden, welche in der Regel aus mehreren Feuerwehren und Fahrzeugen bestehen. Im Burgenland, wie auch in anderen Bundesländern üblich, besteht eine BE aus einem Kommandofahrzeug, einem Versorgungsfahrzeug und zwei Rüstlöschfahrzeugen-Tunnel (RLF-T). Vier Feuerwehren des Bezirkes Jennersdorf wurden zu sogenannten Tunnelportalfeuerwehren ernannt, welche ein RLF-T erhalten. Am Westportal sind dies die Feuerwehren Rudersdorf-Ort und Deutsch Kaltenbrunn-Ort. Am Ostportal die Feuerwehr aus Eltendorf sowie die Stadtfeuerwehr Jennersdorf. Am Ostportal bildet zudem die Feuerwehr Königsdorf die Kommandokomponente sowie im Westportal die Feuerwehr Rudersdorf-Berg die Versorgungskomponente. Unterstützt werden diese sogenannten Tunnelbasiseinheiten dabei von zahlreichen Feuerwehren der näheren Umgebung als sogenannte Unterstützungskräfte.
Erstes Rüstlöschfahrzeug-Tunnel im Burgenland für FF Rudersdorf-Ort, das vierte nun auch in Jennersdorf
Das erste dieser Fahrzeuge wurde Mitte August 2021 der Feuerwehr Rudersdorf-Ort feierlich übergeben, mittlerweile ist nun auch das vierte Tunnelfahrzeug in Jennersdorf angekommen. Die Segnung des Tunnelfahrzeuges der Feuerwehr Jennersdorf wird am 25. September stattfinden
Die hochmodernen Fahrzeuge wurden von der Firma Rosenbauer aufgebaut. Als Basis für das neue Fahrzeug fiel die Wahl auf ein Fahrgestell der Marke Scania. Das 18 Tonnen Grundfahrgestell vom Typ “Scania P450 B4x4HZ” mit Allradantrieb und einem Radstand von 4.350mm ist mit seinen 13 Liter Hubraum und 450PS als robustes und langlebiges Grundfahrgestell die perfekte Basis für die Anforderungen als Feuerwehrfahrzeug. Erwähnenswert ist das Automatikgetriebe von Allison, welches durchgängiges Drehmoment auf Straße und Gelände ermöglicht und gleichzeitig leichte Bedienung für den Maschinisten bietet. Der Aufbau aus Aluminium ist korrosionsbeständig und mit insgesamt sieben Geräteräumen sowie einem begehbaren Dach ausgestattet. In den Geräteräumen finden sich zusätzlich zur klassischen Feuerwehr Ausrüstung eines Rüstlöschfahrzeuges auch Sondergegenstände speziell für Tunneleinsätze. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die taktisch sinnvolle Anordnung der Ausrüstungsgegenstände gelegt, wodurch Zeit bei Einsätzen eingespart werden kann. In der Mannschafts- und Fahrerkabine finden insgesamt sieben Personen Platz. Ein wesentlicher Unterschied im Vergleich zu „normalen“ Rüstlöschfahrzeugen ist, das alle Sitzplätze mit Langzeitpressluftatmern ausgestattet sind. Als weiteres Spezifikum ist das Fahrzeug mit stationärer Wärmebildkamera und Ultraschall Warnsystem ausgestattet. Die Einbaupumpe mit Nieder- und Hochdruckteil hat eine Leistung von 2.000 Liter/min bei zehn bar bzw. 400 Liter/min bei 40bar. Für die Versorgung steht ein Wassertank mit 2.400 Liter nutzbarem Wasservolumen zur Verfügung. Da alle vier Fahrzeuge quasi identisch ausgestattet sind, können im Bedarfsfall die Fahrzeuge der Reihe nach mit anwesendem Personal aufgefüllt und in den Einsatz geschickt werden.
Spezialausbildung der Feuerwehrmitglieder hat bereits begonnen
Um im (Tunnel-) Ernstfall schnell und effizient Hilfe leisten zu können, gibt es seitens der Landesfeuerwehrschule Burgenland bereits Lehrgänge, welche direkt im Bezirk Jennersdorf durchgeführt wurden. Anders als im freien Gelände gilt im Tunnelbrand “löschen, um zu bergen”. Um dieses Worst-Case-Szenario beüben und weitergeben zu können, haben sich einige Mitglieder der Feuerwehren und des Landesfeuerwehrkommandos Burgenland bereits im Vorfeld zur Trainer-Ausbildung nach Öberösterreich und danach zur Spezialausbildung in die Schweiz begeben. Dieses Wissen wurde nun bereits in vier Lehrgängen ausgerollt. Somit konnten bereits mehr als 50 Kameradinnen und Kameraden aus dem Bezirk Jennersdorf diese Ausbildung genießen. Diese besteht aus einem theoretischen und natürlich einem praktischem Teil, welcher den Großteil der Ausbildung darstellt und die Teilnehmer an ihre körperlichen Grenzen bringt. Alle Übungen wurden unter Einsatzbedingungen durchgeführt. Das heißt: Schwerer Atemschutz, die Simulation der schlechten Sicht durch Abdecken der Sichtscheibe bei den Atemschutzmasken und zusätzlich durch ein Nebelgerät. Um den Faktor Stress herstellen zu können, wurde massiver Umgebungslärm mit verschiedensten Gerätschaften hergestellt.
Die Eröffnung des Tunnel Rudersdorf ist für Ende 2023 geplant. Die Unterflurtrasse Königsdorf soll rund eineinhalb Jahre später in Betrieb gehen.